Winterthur / Bülach, 26. Januar 2017: Für den Sachplan Infrastruktur Luftverkehr, Objektblatt Flughafen Zürich (SIL 2), hat das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) zum dritten Mal eine Nachfrageprognose zur Entwicklung des Luftverkehrs in der Schweiz bis 2030 durch das Büro Intraplan Consult GmbH, München, erstellen lassen. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für Infrastruktur- und Raumplanung am und um den Flughafen Zürich. Auffallend ist, dass alle drei Studien steile Wachstumskurven der Flugbewegungen prognostizieren, welche von der realen Entwicklung nicht annähernd erreicht wurden. Ein von der Allianz N-O-W in Auftrag gegebenes Gutachten zu diesen Prognosen stellt deren Aussagekraft in Abrede. Weil die Auswirkungen mit Blick auf die Infrastruktur- und Raumplanung von grosser Tragweite sind, fordert die Allianz N-O-W eine neue Nachfrageprognose mit adäquater Methodik als Grundlage für den SIL 2.
Bereits zum dritten Mal hat das Büro Intraplan im Jahr 2015 im Auftrag des BAZL eine Prognose für die Entwicklung der Passagierzahlen und der Flugbewegungen am Flughafen Zürich erstellt. Alle drei Nachfrageprognosen zeigen bei den Flugbewegungen ähnlich steile Aufwärtskurven – und überzeichnen die reale Entwicklung per 2015 mit 42% (Studie 2006) und 16% Abweichung (Studie 2009) innert weniger Jahre. Auch die dritte Intraplan-Prognose aus dem Jahr 2015, welche die Grundlage für den SIL 2 bildet, liegt bereits wieder deutlich über den erreichten, tatsächlichen Flugbewegungen.
In der Grafik zeigt die rote Kurve die reale Entwicklung der Flugbewegungen im Linien- und Charterverkehr am Flughafen Zürich 1950 bis 2015. Farbig eingefügt sind die bisherigen, offiziellen Nachfragestudien. Auffällig ist die Parallelität der drei Prognosen der Intraplan Consult GmbH. Die Anzahl der Flugbewegungen am Flughafen München war im Jahr 2000 gleich hoch wie in Zürich (graue Kurve). Im Vergleich der Wachstumskurven manifestiert sich der Effekt des Verlusts einer autonomen Heimfluggesellschaft in Zürich nach dem Grounding der Swissair.
Mit Blick auf die reale Entwicklung muss die Aussagekraft der Intraplan-Prognosen als Grundlage für Planungsinstrumente, welche die Gemeinden, die Bevölkerung und den Flughafen weitreichend beeinflussen, in Frage gestellt werden.
Gutachten zu den Intraplan-Prognosen zeigen methodische Defizite auf
Weil die Entwicklung der Flugbewegungen in allen drei Intraplan-Prognosen signifikant überschätzt wird, beauftragte die Allianz N-O-W das Büro Oliva & Co., Zürich-Oerlikon, ein Gutachten über Qualität und Methodik der Intraplan-Studie 2015 zu erstellen. Die wichtigsten Resultate:
Bereits 2014 hat die Technische Universität Chemnitz in einer Studie festgestellt, dass Intraplans Prognosen der Bewegungszahlen weit weg von der Realität liegen. Intraplan sei nicht in der Lage, mit ihren Modellen Strategiewechsel der Luftfahrtgesellschaften wie beispielsweise Flottenerneuerungen, Neupositionierungen am Markt oder gar ein Grounding abzubilden.
Allianz N-O-W fordert eine neue, wissenschaftlich haltbare Prognose
Die Gutachten bestätigen die Zweifel an der Prognose der Flugbewegungen am Flughafen Zürich. Da diese der Luftfahrtplanung des Bundes, dem SIL 2, zugrunde gelegt wird, hat sie beträchtliche Auswirkungen auf die Entwicklung von Infrastruktur und Raumplanung am und um den Flughafen Zürich. Die Allianz N-O-W ist sich bewusst, dass die Entwicklung der Flugbewegungen nicht einfach vorauszusagen ist und jede Prognose Abweichungen von der Realität aufweisen kann. Gerade im Wissen darum fordert die Allianz N-O-W den Bund auf, die Intraplan Studie 2015 zu überprüfen und eine Prognose durch ein anderes Büro mit adäquater Methodik erstellen zu lassen.
Medienmitteilung vom 3. Oktober 2024: Noch nie waren am Flughafen Zürich soviele Flugbewegungen während der Nachtflugsperrzeit zu verzeichnen, wie im Sommer 2024. Mit 194 Nachtflügen in den Monaten Juni, Juli und August stellt der Flughafen Zürich einen lärmigen neuen Rekord auf. Verstösse gegen das Nachtflugverbot werden von der Ausnahme zur Regel. Die Ruhebedürfnisse der Bevölkerung werden nicht respektiert. (Korrigierte Version der Medienmitteilung*)
Medienmitteilung vom 20. Dezember 2023: Die IG Nord hat beim Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL Einsprache gegen die Planauflage der Flughafen Zürich AG zum Neubau Dock A und zum Neubau ZRH-Tower eingereicht. Weil die "Hausaufgaben" gemäss dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom September 2021 noch immer nicht gemacht wurden, kommt die Pistenverlängerungsfrage und die jetzt anstehende Volksabstimmung zu früh. Die IG Nord fordert zudem in weiteren Eingaben den Schutz der Siedlungsqualität und der Siedlungsentwicklung in den Gemeinden im Norden des Flughafens sowie den Schutz des Werts der Liegenschaften.
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